In einem Brief an Google haben sich mehrere Verbände von Publishern aus Europa und Nordamerika beklagt, Google würde die Verantwortung zum Einholen des Nutzereinverständnisses auf sie abwälzen. Die Kritik richtet sich gegen Googles Anforderungen an die Publisher im Zusammenhang mit der Nutzung von Googles Anzeigendiensten und die Weigerung Googles, Angaben zum Umgang mit den darüber erhaltenen Nutzerdaten zu machen.
Wenn die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) am 25. Mai in Kraft tritt, werden dies viele Publisher mit einem unguten Gefühl erleben. Das dürfte insbesondere auf Publisher zutreffen, die Gebrauch von Googles Anzeigennetzwerk machen. Der Grund dafür ist, dass Google seine dafür geltenden Nutzungsbedingungen kurzfristig angepasst hat. Die Betreiber von Webseiten und Nachrichtenplattformen sind demnach für das Einholen der Nutzerzustimmung im Hinblick auf die Verwendung der von diesen stammenden Daten verantwortlich; gleichzeitig weigert sich Google jedoch, Angaben zur Verwendung der Nutzerdaten zu machen, die es über die Plattformen der Publisher erhält
Ein Wechsel zu einer anderen Werbeplattform ist für viele Publisher nicht ohne Weiteres möglich, denn Google dominiert diesen Markt und bietet eine entsprechende Reichweite, so dass ein Wechsel für die Publisher mit potentiellen Umsatzverlusten verbunden wäre.
Diese Situation hat mehrere Branchenverbände dazu bewogen, sich in einem fünfseitigen Brief bei Google zu beschweren. Unterzeichnet wurde dieser Brief von Digital Content Next, European Publishers Council, News Media Alliance sowie der News Media Association. Diese repräsentieren etwa 4.000 Publisher, zu denen unter anderen Axel Springer, Telegraph Media Group, New York Times Co, Associated Press und Thomson Reuters gehören.
Die Publisher kritisieren, dass Google durch das Abwälzen der Zuständigkeit für das Einholen des Nutzereinverständnisses an die einzelnen Anbieter die Bedingungen kontrollieren könne, was überhaupt als Nutzereinverständnis gelte und welche anderen Anzeigendienste die Publisher nutzen können. Zudem erhöhe sich durch Googles Bedingungen die Gefahr für die Publisher, mit Strafen wegen Verstoßes gegen die DSGVO belegt zu werden.
Google entgegnet dieser Kritik mit der Anmerkung, man stelle zusätzliche Informationen im Help Center zur Verfügung. Außerdem wolle man zusätzliche Tools bereitstellen, damit die Publisher den Anforderungen der DSGVO genügen könnten.
Google setzt in diesem Punkt offenbar auf seine Marktmacht. Sollte sich allerdings eine große Zahl von Publishern vom Unternehmen abwenden, kann es sein, dass sich Google zu größeren Zugeständnissen gezwungen sieht.
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