Immer weniger Fläche auf den Suchergebnisseiten wird von organischen Suchtreffern belegt, also solchen Ergebnissen, die aufgrund ihrer berechneten Relevanz angezeigt werden. Doch gerade diese organischen Suchergebnisse stellen das Kernarbeitsfeld von SEOs dar – zumindest bisher. Dazu kommt noch die wachsende Bedeutung der sozialen Netzwerke. Dies alles bewog einen Autor des Guardian, wieder einmal das drohende Ende der SEOs zu beschwören - zu Unrecht.
Ein Beitrag auf der Online-Präsenz des Guardian vom Montag, den 22. Juli, sieht einmal wieder das Ende der SEOs heraufziehen. Einerseits verwundert das nicht, denn es verging in den letzten Jahren kaum eine Woche, in der dieses Thema nicht von irgendjemandem aufgegriffen wurde – meist mit dem Ziel zu provozieren und damit Besucher zu anzulocken.
Interessanterweise macht der Autor Tim Anderson in seinem Beitrag nichts anderes. Er provoziert mit verkürzten Darstellungen und ruft damit Reaktionen hervor wie den hier vorliegenden Kommentar. Im Grunde nichts Falsches, aber er führt damit zumindest teilweise seine eigene Argumentation ad Absurdum – denn letztendlich betreibt er mit diesem Vorgehen SEO.
Hat der Autor sich überhaupt schon einmal mit SEO beschäftigt?
Im Kern geht es Anderson darum: SEOs stellen eine Webseite ins Netz, optimieren diese und warten dann auf Besucher – falls sie nett sind. Falls nicht, manipulieren sie noch ein bisschen hier und dort und versuchen sich damit die Top-Ränge zu erschleichen.
Diese Darstellung zeigt, dass sich der Autor bestenfalls am Rande mit SEO beschäftigt hat. Eigentlich verwunderlich, wenn man sich die Liste seiner in letzter Zeit veröffentlichten Artikel ansieht. Wer die Tätigkeiten von Suchmaschinenoptimierern kennt, der weiß, dass die Disziplin SEO als ganzheitlicher Ansatz verstanden werden muss. Dieser umfasst bereits auf der Zielwebseite zahlreiche Kriterien wie Technik, Inhalte, Gestaltung, Usability und vieles mehr. Doch SEOs gehen darüber hinaus und sorgen für die richtige Anbindung auch an die wichtigen sozialen Netze – immerhin kommt ein stetig wachsender Teil der Besucher von dort. Black Hat SEO kommt zwar vor, ist aber die Ausnahme und nicht die Regel.
Weniger organische Ergebnisse auf der SERP
Ja, es ist wohl nicht von der Hand zu weisen, dass der Anteil klassischer organischer Suchtreffer auf den Suchergebnisseiten abgenommen hat. Eine aktuelle Auswertung ergab einen Wert von 13 Prozent :
Der Rest der SERP war für Anzeigen, lokale Treffer, Karten etc. vergeben. Doch darf man diesen Fall nicht verallgemeinern. Je nach Suchanfrage kann der Anteil der organischen Treffer deutlich höher sein. Bei bestimmten Long-Tail-Anfragen ist sogar fast der komplette Platz auf der SERP von Blue Links belegt. Und auch für die nicht klassichen Suchtreffer wie etwa die lokalen Ergebnisse ergibt sich ein Tätigkeitsfeld für SEOs – siehe den Absatz zu local und mobile SEO unten im Text. Aus dem Dargestellten eine sinkende Existenzberechtigung für SEOs herzuleiten, wirkt sehr konstruiert und bemüht.
Auch in sozialen Netzen wird gesucht
Anderson argumentiert weiter, dass ein wachsender Teil der Web-Recherchen nicht mehr über Suchmaschinen, sondern in sozialen Netzen stattfindet. Das ist zwar richtig, doch er vergisst dabei zweierlei: Erstens gibt es auch in sozialen Netzen Suchfunktionen (Stichwort Graph Search bei Facebook). Auch diese Suchfunktionen basieren auf bestimmten Algorithmen wie dem EdgeRank, und man kann dafür Optimierungen durchführen. Zweitens gehört die Vernetzung von Webseiten mit den wichtigsten sozialen Netzwerken auch zum Repertoire eines SEO – der SEO kann also auch von diesem Trend profitieren bzw. dazu beitragen, dass der Webseitenbetreiber daran teilhaben kann.
Lokale Treffer werden durch mobile Nutzung immer wichtiger
Schließlich behauptet Anderson, durch die zunehmende mobile Nutzung und das daraus resultierende ansteigende Interesse an lokalen Suchtreffern ergäbe sich eine sinkende Bedeutung für SEOs. Tatsächlich ist es aber umgekehrt: Die Optimierung von Webseiten für mobile Endgeräte einerseits (mobile SEO) und die bessere Auffindbarkeit bei lokalen Suchanfragen (local SEO) sind sehr wichtige Teildisziplinen der SEO. Es gibt spezialisierte Dienstleister, die dabei helfen, die hier liegenden Potentiale zu heben. Also auch in diesem Fall keine Zustimmung zu Andersons These.
Fazit: SEO muss als ganzheitlicher Ansatz gesehen werden – von SEO zu WMO
Der SEO ist und wird immer mehr zum interdisziplinären Akteur – und das wird viel mehr zum Erstarken der Bedeutung von SEOs denn zu ihrem Aussterben führen. Gerade Themen wie local und mobile SEO oder die Optimierung für soziale Netze sind verstärkte Tätigkeitsfelder für die Zukunft. Vielleicht wird sich die Berufsbezeichnung noch wandeln, um die zusätzlichen Aspekte zu berücksichtigen. Es ist also gut möglich, dass wir in Zukunft nicht mehr von SEOs sprechen, sondern eher generisch von Web Media Optimization (WMO). Mal sehen, wann der Nächste den Tod der SEO ankündigen wird.
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