Die olympischen Spiele 2012 in London haben in einigen Ländern, unter anderem Deutschland, Diskussionen über die erbrachten Leistungen der Athleten ausgelöst. Der Medaillenspiegel wird dabei immer wieder als Maßstab herangezogen. Aber ist der Vergleich zwischen Riesenstaaten wie China und kleinen Ländern wie Jamaica überhaupt gerecht?
Abseits von der Frage nach der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit solcher Vergleiche auf Basis bloßer Medaillenzahlen ist festzustellen: Große Staaten haben andere Möglichkeiten zur Talententwicklung als kleine Nationen. Es verwundert also nicht, wenn diese Staaten im Medaillenspiegel vorne liegen. Natürlich spielen auch andere Faktoren wie die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit oder die Art der Sportförderung eine Rolle. Die Zahl der Faktoren insgesamt ist riesig und muss im Rahmen umfassender wissenschaftlicher Arbeiten ermittelt werden. Dennoch ist es interessant, einfach mal die Größe der Staaten einzubeziehen und zu beobachten, wie sich deren Positionen im Medaillenspiegel verändern. In der folgenden Präsentation ist die Rangliste aufgeführt, die sich ergibt, wenn man die Medaillen pro eine Million Einwohner berechnet. Die Berechnung basiert auf dem Stand des Medaillenspiegels von Freitag, dem 10. August 14.00 Uhr.
Medal count London 2012 - what nations are really most successful? Präsentation auf Slideshare
Wie man sieht, sind nun besonders kleine Länder im Vorteil. Grenada hat es dank seiner Goldmedaille auf Platz eins geschafft, weil es gerade einmal knapp über 100.000 Einwohner hat. Es wird deutlich, dass wenige Medaillen genügen, um einen Sprung in der Rangliste nach vorne zu machen.
Die Großen dagegen verlieren. China landet demnach gerade einmal noch auf Platz 40, die USA auf Platz 22 und Deutschland auf Platz 24. Großbritannien schafft es dagegen trotz seiner relativ großen Bevölkerung noch auf Platz sieben. Es zeigt sich hier der Effekt, den man auch aus föderalen Systemen kennt, in denen sowohl kleine als auch große Nationen vertreten sind: Die kleinen erhalten ein größeres Gewicht, als ihnen rechnerisch gemäß ihrer Größe zustünde. Ihr Einfluss ist jedoch absolut gesehen dennoch weit geringer als derjenige der großen Nationen.
Von Christian Kunz+
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