Eine aktuelle Diskussion auf Abakus zu den Kosten für eine Onsite-Analyse hat mich dazu bewogen, einmal mit einigen Missverständnissen über die Dienstleistung SEO aufzuräumen. Wie man an dieser und ähnlichen Debatten erkennen kann, ist die Wertschätzung sowohl gegenüber den Dienstleistern als auch gegenüber dem dadurch erzielbaren Erfolg noch nicht all zu weit verbreitet.
Viele Faktoren, die den Aufwand beeinflussen
Ihren Ausgang nahm die genannte Diskussion durch die Anfrage eines Nutzers, ob eine SEO-Analyse für 150 € zu haben sei. Die Frage nach dem Preis ist natürlich nicht pauschal zu beantworten, denn es gibt viele Variablen, die Auswirkungen auf den Aufwand haben. So zum Beispiel der Umfang der Website, die Unterschiedlichkeit der Seiten, die Thematik, die verwendete Technologie bzw.das verwendete Content-Management-System und vieles mehr.
Dazu kommt, dass Analyse nicht gleich Analyse ist. Sollen nur die Onsite-Faktoren untersucht werden, oder sind auch Offsite-Elemente einzubeziehen? Wie sieht es mit sozialen Faktoren aus? In welcher Tiefe soll eine Beratung zu Verbesserungsvorschlägen erfolgen?
Weiterhin gilt es, die Eigenschaften des jeweils beauftragten SEO-Dienstleisters zu betrachten. Handelt es sich um einen Experten mit großer Erfahrung, einem entsprechenden Ausbildungshintergrund und hochkarätigen Referenzen, oder stellt hier ein Hobby-SEO seine Dienste zur Verfügung, der sich erst in das Thema SEO eingearbeitet hat?
Zudem beeinflussen die verwendeten Tools den Preis. So kosten und leisten professionelle Werkzeuge wie Sistrix oder Searchmetrics meist mehr als kostenlose Tools, bieten dafür aber auch erweiterte Analysemöglichkeiten und Ergebnisse.
Was kann eine SEO-Analyse für 150 Euro bieten?
Was also ist zu erwarten, wenn eine komplette SEO-Analyse für 150 Euro angeboten wird? Höchstwahrscheinlich können einige der auffälligsten Missstände aufgezeigt werden und möglicherweise sind auch grundlegende Ansätze zu deren Bereinigung zu erwarten. Vermutlich stammen diese aber aus automatischen Analysen bestimmter Werkzeuge und sind nicht oder nur wenig an den individuellen Fall angepasst. Und genau hier beginnt das Problem von günstigen SEO-Analysen: Inhaltliche Aspekte können kaum berücksichtigt werden. Was bringt es, wenn ein bestimmtes Tool stets nach einer festen Regel arbeitet wie „Keyworddichte muss zwischen x und y liegen“ oder „Titel darf nur n Zeichen lang sein“? Was nutzt es, wenn diese Ergebnisse einfach an den Kunden weitergegeben werden, ohne dass zuvorf eine Interpretation und Auslegung auf den Einzelfall stattfindet? Was für die eine Seite gilt, muss nicht auch für eine andere Seite richtig sein. Das Hineindenken in eine Webseite benötigt Zeit, und Zeit ist im Dienstleistungsgewerbe Geld.
Ich gehe jetzt gar nicht auf zusätzliche Module wie Keywordberatung und Offsite-Analyse ein, und erst recht nicht auf Linkaufbau. Solche Tätigkeiten erforden Nachhaltigkeit und ein länger andauerndes Dienstleistungsverhältnis. Aber selbst eine ausführliche und individuelle Onsite-Analyse kann für eine mittlere Webseite nicht in einer oder zwei Stunden erledigt werden.
Ich gebe einmal ein Beispiel für eine seriöse Kalkulation. In der Vergangenheit hatte ich für einen Kunden eine Onsite-Analyse durchgeführt. Diese umfasste an die 100 Einzelpunkte, die geprüft werden und für die Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden mussten. Eine seriöse Aufwandsschätzung ergab circa 30 Stunden. Bei einem für Experten angemessenen Stundensatz kann sich jeder selbst ausrechnen, welcher Betrag sich dabei ergibt.
Auch der Nutzen bestimmt den Preis einer SEO-Beratung
Auf der anderen Seite muss auch betrachtet werden, welchen Nutzen eine umfassende und sorgfältige SEO-Beratung stiftet. Gerade bei größeren Webseiten mit entsprechendem Umsatzpotential haben sich die Ausgaben für eine Optimierung oft schon nach kurzer Zeit amortisiert. Nur scheinen dies viele Webseitenbetreiber noch nicht wahrgenommen zu haben, denn ansonsten wäre die Bereitschaft größer, für eine gute Beratung auch ein entsprechendes Honorar zu entrichten.
Es ist leider nun mal so: SEOs haben, im Gegensatz zu vielen anderen Dienstleistern, keinen anerkannten Berufsstand. Das hat zum einen die Folge, dass sich jeder, der es möchte, SEO nennen und auf dem Markt mitmischen kann. Auf der anderen Seite trägt dieser Umstand auch dazu bei, dass der Wert dieser Dienstleistung oft unterschätzt wird.
Transparenz schafft Verständnis
Was also kann man als SEO dafür tun, für eine gute Leistung auch ein angemessenes Honorar fordern zu können? Vor allem gilt es, Transparenz zu schaffen und bereits in der Angebotsphase aufzuzeigen, welchen Inhalt eine Beratung und Analyse hat. Zudem sollte verdeutlicht werden, welcher Mehrwert durch eine gezielte Analyse zu erzielen ist. Und schließlich dreht sich alles um das Thema Individualität. Das heißt: Der SEO sollte die Seiten des Kunden kennen, verstehen und sich in das Thema und in den Kunden sowie seine Zielgruppe hinein versetzen können. Somit wird der SEO zu einem verlässlichen und unverzichtbaren Partner, der sein Geld wert ist.
Von Christian Kunz+
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