Sie gehören zu den Pionieren des Webs und waren schon da, als noch niemand Google, Bing und Co. kannte: Verzeichnisse oder Webkataloge. Einstmals waren sie die wichtigste Möglichkeit, nach Webseiten zu einem bestimmten Thema zu suchen. Die Verzeichnisse gliedern Einträge in Kategorien und Unterkategorien und werden manuell erstellt und gepflegt. Nach wie vor exisiert eine große Anzahl dieser Dienste. Doch lohnt es sich, die eigene Webseite hier einzutragen? SEO Südwest hat diese Frage untersucht und sich fünf der wichtigsten deutschen Verzeichnisse angesehen.
Verzeichnisse sind - noch - da
Bei der im Mai 2012 durchgeführten Analyse hatte sich bereits gezeigt, dass die Bedeutung der Verzeichnisse zwar abgenommen hat, sie jedoch noch immer eine gewisse Bedeutung besitzen. Sieht man genauer hin, zeigt sich ein differenziertes Bild: Einige der Dienste sind nach wie vor mit einer recht guten Wahrnehmbarkeit versehen. Diese Wahrnehmbarkeit zeichnet sich vor allem durch zwei Werte aus: den Sichtbarkeitsindex (nach Sistrix) und den PageRank (PR), der wiederum auf der Zahl und der Qualität der eingehenden Links basiert.
Was den Sichtbarkeitsindex angeht, so haben sich von den untersuchten Verzeichnissen nur 2wid und Suchnase innerhalb der letzten Jahre behaupten können. Das Verzeichnis von WEB.DE, allesklar.de und dmoz dagegen haben stark verloren. Der Sichtbarkeitsindex gibt an, wie gut die einzelnen Seiten einer Webseite für eine vorher festgelegte Auswahl von Keywords bei Google ranken.
In Punkto PR zeigen zumindest die Startseiten der Kandidaten noch recht passable Werte - zwischen PR 4 (Suchnase) und PR 6 (allesklar.de). Verlässt man aber die Startseite und begibt sich in die einzelnen Kategorien, so sieht das schon ganz anders aus. Die Kategorieseiten ranken nämlich entweder gar nicht oder sehr schlecht. Und gerade dieser PR ist für den Eintrag einer Seite entscheidend, denn auf den Kategorieseiten befinden sich letztendlich die Links auf die Einträge.
Indirekte Auswirkungen von Verzeichniseinträgen auf das Ranking beachten
Abseits von diesen direkten Zusammenhängen darf jedoch nicht vergessen werden, dass auch indirekte Auswirkungen auf das Google-Ranking möglich sind. Ein gutes Beispiel dafür ist das Verzeichnis dmoz: Zwar ist das Verzeichnis selbst relativ wenig sichtbar (Sichtbarkeitsindex 0,14 und nur 47 Seiten im Google-Index) - es halten sich aber Gerüchte, dass Google es als Qualitätsmerkmal einer Seite ansieht, wenn sie es in das Verzeichnis schafft. Immerhin gelingt es nur ausgewählten Webseiten, in den dmoz-Index aufgenommen zu werden.
Fazit: Backlinks aus Verzeichnissen können - noch - nützlich sein
Insgesamt ist zu empfehlen, ausgewählte und qualitativ hochwertige Verzeichnisse als Bestandteil der eigenen Backlinkstrategie aufzunehmen. Hier ist aber unbedingt auf Qualität zu achten, weil ansonsten der Schuss nach hinten losgehen kann. Viele Verzeichnisse wurden in der letzten Zeit abgewertet, weil sie nur noch als reines Linksilo und Backlinkschleuder gedient haben.
Mit dem Voranschreiten der Algorithmen der Suchmaschinen und der immer besseren semantischen Erkennungsmethoden dürften Verzeichnisse mittelfristig überflüssig werden - was schade ist, wenn man die Welt mit sentimentalen Augen betrachtet.
Von Christian Kunz+
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