Google sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Der Suchmaschinenanbieter soll das AMP-Framework dazu genutzt haben, die eigene Werbung gegenüber derjenigen von Konkurrenzplattformen zu bevorzugen.
Kurz zusammengefasst lauten die Vorwürfe gegen Google so: Der Suchmaschinenanbieter soll Publisher und Website-Betreiber dazu bewogen haben, Accelerated Mobile Frameworks (AMP) für ihre Websites zu verwenden. Per AMP soll Google sein eigenes Werbenetzwerk gefördert und konkurrierende Werbenetzwerke ausgegrenzt haben.
Die Klage, die vom US-Bundesstaat Texas von 12 überwiegend republikanisch regierten Bundesstaaten verfolgt wird, enthält auch den Vorwurf, Google habe die Ladezeiten von Seiten ohne AMP gedrosselt, um das Framework noch vorteilhafter erscheinen zu lassen.
Durch das Verlangsamen von Anzeigen ohne AMP werde das sogenannte Header Bidding ebenfalls verlangsamt, wodurch Google dann Header Bidding insgesamt als zu langsam bezeichnen könne. Nicht-AMP-Anzeigen seien mit einer künstlichen Verzögerung von einer Sekunde versehen worden, um AMP einen komfortablen Vorsprung zu verschaffen.
Wörtlich heißt es in der Klageschrift:
"Google throttles the load time of non-AMP ads by giving them artificial one-second delays in order to give Google AMP a 'nice comparative boost.'"
Außerdem soll Google vor Sicherheitslücken gewarnt haben, wenn Header Bidding nicht korrekt eingerichtet werde.
Unter Header Bidding wird eine Methode verstanden, bei der Anzeigenkunden ihr Inventar auf verschiedenen Anzeigennetzwerken hinterlegen können. Damit lässt sich Googles Wasserfall-Gebotsmethode umgehen, die oftmals Googles Ad Sever bevorzugt. Header Bidding ist bei vielen Publishern wegen der besseren Transparenz und der potentiell höheren Einnahmen beliebt.
Allerdings muss zur Nutzung von Header Bidding spezielles JavaScript in die betreffenden Webseiten integriert werden. Dieses wird allerdings von AMP nicht unterstützt. In der Klage wird daher kritisiert, Google habe AMP als Reaktion auf das Header Bidding eingeführt und die Publisher dazu gedrängt, AMP zu verwenden, wozu Google seine Marktmacht genutzt habe.
In der Tat hat Google besonders mit der Einführung von AMP zahlreiche Anreize geschaffen, das Framework zu nutzen. Dazu gehörte die exklusive Möglichkeit für AMP-Seiten, in den Schlagzeilen der mobilen Suche zu erscheinen, einer sehr prominenten Position. Dieses Privileg wurde im Zusammenhang mit dem Page Experience Update aufgehoben, welches zwischen Juni und August dieses Jahres ausgerollt wurde.
Allerdings hat AMP nach wie vor einen Vorteil gegenüber Standard-HTML-Seiten: Die Werte der Core Web Vitals, die ein Rankingfaktor in der mobilen Suche sind, sind bei AMP-Seiten meist deutlich besser.
In der Klageschrift wird weiter kritisiert, die Vorteile von AMP seien übertrieben und hinsichtlich des Drosselns von Nicht-AMP-Seiten manipuliert worden.
Es ist nicht verwunderlich, dass es viel Kritik aus der SEO-Szene gibt, etwa von Rand Fishkin von SparkToro, der von der Spitze eines Eisbergs spricht. Man muss dazu sagen, dass Fishkin häufig als Kritiker Googles auftritt.
"All those years, all those Googlers, devs, & SEOs defending AMP... And this is just the tip of the iceberg."
Von Google gibt es bisher noch keine offizielle Stellungnahme dazu. Das sollte bald nachgeholt werden, denn die Vorwürfe wiegen schwer und sind geeignet, einen großen Teil des Vertrauens gegenüber Google zu zerstören.
Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass Google sich mit Vorwürfen konfrontiert sieht, die eigene Marktmacht zu missbrauchen. So verhängte die EU gegen Google zum Beispiel im Jahr 2017 wegen der Bevorzugung der eigenen Shopping-Suche eine hohe Strafe. Auch die große Anzahl von Suchanfragen, die zu keinerlei Klick führen, weil Google viele Inhalte direkt auf den Suchergebnissen anzeigt, wird immer wieder kritisiert.
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