Ist es verwerflich, wenn Nachrichten-Websites für kommerzielle Suchanfragen in den Suchergebnissen erscheinen und damit in Konkurrenz zu Onlineshops und E-Commerce-Websites treten?
Immer wieder ist zu beobachten, dass News-Websites und etablierte Nachrichtenportale für Suchanfragen ranken, die im Grunde nichts mit Nachrichten zu tun haben, sondern vor einem rein kommerziellen Hintergrund zu sehen sind.
So taucht zum Beispiel für die Suche nach "best casino sites" in der britischen Version von Google auf Position 5 ein Ergebnis des Telegraph auf. Die Seite enthält Links zu vielen verschiedenen Online-Casinos. Beim Betrachten der Seite kann man zur Auffassung kommen, dass es hier weniger um einen redaktionellen als vielmehr um einen kommerziellen Beitrag geht.
Zahlreiche weitere Beispiele für vermeintlich kommerzielle Inhalte von News-Websites in den Suchergebnissen hat ein Twitter-Nutzer zusammengetragen und diese in einem Post geteilt. Er drückt gleichzeitig sein Unverständnis darüber aus, warum Google News-Websites für bestimmte kommerzielle Suchanfragen auf guten Rankings führt. Er schreibt weiter, die Konsequenz wäre, dass die Suchergebnisseiten irgendwann mit BBC-Beiträgen zu den besten iPhone-Hüllen gefüllt sein werden, die man auf Amazon erwerben kann.
John Müller von Google antwortet darauf, jeder könne das veröffentlichen, was er oder sie möchte. Affiliate Websites können Nachrichten posten, News-Websites können Affiliate-Inhalte publizieren. Das müsse nicht heißen, dass diese Inhalte gute Rankings erzielen müssen - sie können aber, was nicht unbedingt schlecht sein müsse:
"The nice part about the web is that anyone can publish whatever they want. Affiliate sites can publish news, news sites can publish affiliate content. It doesn't mean it'll rank fantastically, but it can -- and that's not necessarily bad."
Tatsache ist, dass etablierte News-Websites bei Google von ihrer Bekanntheit und ihren starken Backlinks profitieren. Das bedeutet, dass sie es leichter haben, gute Rankings zu erzielen, als kleinere und weniger bekannte Websites. Betrachtet man das konkrete Beispiel einer kleinen Website, die sich auf Online-Casinos spezialisiert hat, und vergleicht ihre Chancen auf ein Top-Ranking für das Thema mit einer großen News-Website, dann dürften die Chancen für die News-Website besser stehen - auch wenn die thematische Fokussierung eher bei der kleinen Website gegeben ist und die News-Website nur einen einzigen Beitrag zum Thema bringt.
Für Newsportale und Nachrichtenwebsites bietet das natürlich Chancen auf zusätzliche Einnahmen. Kleinere Konkurrenten müssen sich dagegen sehr anstrengen, um mithalten zu können.
Ist so etwas in Ordnung? Oder gewichtet Google hier die Popularität von großen Websites zu stark im Verhältnis zur inhaltlichen Relevanz? Zu dieser Frage kann man geteilter Meinung sein. Aus Sicht der Betreiber kleinerer Websites ist es zumindest als fragwürdig anzusehen, warum es für die Großen zumindest in manchen Fällen solche Vorteile in der Suche gibt.
Natürlich muss der Fairness halber festgehalten werden, dass es keine vollständige Dominanz der News-Websites für kommerzielle Themen gibt. Spezialisierte Websites sind in der Überzahl. Aber auch das Auftreten einzelner News-Ergebnisse für kommerzielle Suchanfragen in den Top-10 wirft Fragen auf.
Gerechtfertigt wäre das nur dann, wenn auf den entsprechenden Seiten auch wirklich die besten Inhalte zu finden wären. Ein Bonus, der nur aufgrund der Website-Popularität vergeben wird, ist dagegen abzulehnen.
Titelbild: Copyright contrastwerkstatt - stock.adobe.com
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