Google nimmt eine klare Trennung zwischen dem neuen Chatbot 'Bard' und der Suche vor - eine Kehrtwende, die sicherlich aus den negativen Eindrücken der vergangenen Wochen resultieren dürfte. In einer Mitarbeiterversammlung mussten Google-Manager kritische Fragen zum Stand der KI-Entwicklung bei Google beantworten.
Das Wichtigste in Kürze:
- Google kehrt von seiner bisherigen Kommunikation ab und betont die Trennung zwischen Bard und der Suche.
- Intern wird dennoch an der Verbesserung von Bard für die Suche gearbeitet.
- Wie es aussieht, wird sich Bard noch für längere Zeit in der Experimentierphase befinden.
Die letzten Wochen waren für das erfolgsverwöhnte Google ungewohnt stürmisch. Zuerst hatte Bing einen eigenen KI-basierten Chat in seine Suche integriert und damit für viel Aufsehen gesorgt, dann hatte Google mit der Präsentation seines Chatbots 'Bard' enttäuscht.
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So wundert es nicht, dass es derzeit in der Belegschaft von Google zu Unruhen kommt. Auf einer Mitarbeiterversammlung, die vor wenigen Tagen stattgefunden hat und über die CNBC berichtet, musste sich das Management von Google kritischen Fragen seiner Mitarbeiter stellen.
Bard und die Suche sind unterschiedliche Produkte
Interessant war dabei vor allem die Aussage von Jack Krawczyk, Product Lead für Bard. Er sagte, Bard und ChatGPT seien Large Language Modelle (LLMs) und keine Wissensmodelle. Sie seien gut darin, Texte zu erzeugen, die menschengemacht klingen. Sie seien aber nicht gut darin, die Fakten der Texte zu prüfen. Warum sollten wir denken, dass der erste große Anwendungsgall für diese LLMs die Suche sei, bei der es im Kern um das Finden wahrer Informationen gehe? Er müsse es ganz klar sagen, so Krawczyk weiter: "Bard ist nicht die Suche." Bard sei ein Experiment, bei dem es sich um einen kollaborativen KI-Service handele. Dessen Magie bestehe darin, dass er ein kreativer Begleiter sei, der Auslöser für Imagination sein und dabei helfen könne, die eigene Neugier zu erkunden. Allerdings könne man die Nutzer nicht davon abhalten, Bard wie eine Suchmaschine zu nutzen.
'Search It': Intern wird mit Bard gesucht, Suchanfragen sollen besser werden
Intern lässt Google seine Mitarbeiter mit Bard suchen. Für diesen Zweck gibt es ein neues Feature mit dem Namen "Search It". Google werde versuchen, beim Erstellen der damit verbundenen Suchanfragen besser zu werden und den Nutzern die eigene Zuversicht zu vermitteln. Nutzer sollen zukünftig ein Tab mit dem Titel "View other drafts" angezeigt bekommen ("Andere Entwürfe ansehen"), das Ergebnisse darstelle, die nicht wie klassische Suchergebnisse aussehen. Für diejenigen, die eine Suche-orientierte Erfahrung anstreben, gebe es bereits ein Produkt: "Es nennt sich Suche", so Krawczyk.
Trennung zwischen Suche und Bard stellt Abkehr von bisheriger Position dar
Diese Trennung zwischen dem KI-Chat 'Bard' und der Suche entspricht nicht dem, was Google zuletzt angekündigt hatte. Bisher wurde in Aussicht gestellt, die neuesten KI-Produkte in die verschiedenen Google-Dienste zu intergrieren, beginnend mit der Suche. Zudem hatte Google verschiedene Varianten der Suche-Startseite mit Bard-Integration getestet.
Der Blogpost mit der Ankündigung von Bard sei laut Google CEO Sundar Pichai erstellt worden, weil man das Produkt an vertrauenswürdige externe Testpersonen ausgeliefert habe und die Möglichkeit bestanden habe, dass Informationen nach außen getragen werden. Man wollte rechtzeitig Position beziehen. Wenn das Produkt tatsächlich auf den Markt gebracht werde, dann werde darauf hingewiesen, dass es sich noch immer um ein experimentelles Produkt handele.
Bard befindet sich noch in der Experimentierphase
Pichai betonte in einer Antwort auf eine Mitarbeiter-Frage, es sei wichtig zu beachten, dass sich Bard noch in der Experimentierphase befinde. Man müsse sich der Grenzen dieser Produkte bewusst sein. Die Fähigkeiten der Large Language Models würden sich mit der Zeit verbessern, und das je mehr, desto mehr Nutzer die Produkte verwenden.
Fazit
Google hat aus den teilweise missglückten Demonstrationen von Bard gelernt und fährt eine Doppelstrategie: Erstens wird durch eine Trennung des Chatbots von der Suche die Vertrauenswürdigkeit der Suchergebnisse geschützt, während Bard zwar auch für die Suche genutzt werden kann, aber unter dem Vorbehalt des Entwicklungsstands. So lassen sich Fehler eher erklären und verzeihen. Zweitens lässt sich Google Zeit mit der Veröffentlichung von Bard. Der Zeitdruck für Google dürfte auch angesichts der nachlassenden Euphorie rund um das neue Bing inzwischen nicht mehr so groß sein. Daher ist man bei Google gut beraten, wieder auf hohe Qualität anstatt auf überhastete Veröffentlichungen zu setzen.
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